Eine neue Studie, veröffentlicht in Communications Earth & Environment, legt nahe, dass das antarktische Meereis möglicherweise einen neuen Zustand mit reduzierter Abdeckung erreicht hat. In den letzten Jahren wurde der jährliche Zyklus von Gefrieren und Schmelzen um die Antarktis unterbrochen. Während die Arktis einen Verlust an Meereis erlebt hat, blieb die Antarktis relativ stabil. Jedoch hat sich die Meereisbedeckung im antarktischen Frühling 2016 drastisch verringert und bleibt seitdem konstant unter dem Durchschnitt.

Im vergangenen Sommer erreichte das antarktische Meereis den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, was verheerende Auswirkungen hatte, wie den Verlust von 10.000 jungen Kaiserpinguinen. Am 19. Februar 2023 wurde das antarktische Meereis auf einen neuen Rekordtiefstand gesetzt, der 36% unter dem Durchschnitt von 1979-2022 für das Sommerminimum liegt. Darüber hinaus erlebte dieser Winter die größte negative Anomalie im antarktischen Meereis, was auf eine signifikante Abweichung von der Norm hinweist.

Die Studie identifizierte drei verschiedene Zeiträume im Meereisrekord: eine neutrale Periode von 1978 bis 2007, eine Periode mit hohem Meereis von 2007 bis 2016 und eine Periode mit niedrigem Meereis ab 2016. Die Forscher analysierten die Beziehung zwischen dem Meereis und dem darunter liegenden Ozean und deuteten darauf hin, dass diese derzeitige Periode mit niedrigem Meereis einen neuen Zustand oder ein „Regime“ für das antarktische Meereis darstellen könnte.

Das Meereis wird sowohl von der Atmosphäre als auch vom Ozean beeinflusst. Während die Atmosphäre das Meereis kurzfristig kontrolliert, spielt der Ozean eine entscheidende Rolle bei langfristigen Variationen und Veränderungen. Die Studie zeigt, dass die ozeanische Erwärmung, insbesondere in den unteren Wasserschichten, seit 2016 eine treibende Kraft für die Reduzierung des antarktischen Meereises war. Es besteht nun eine starke Beziehung zwischen der Menge an Meereis im Sommerminimum und der Menge im darauffolgenden Wintermaximum, was auf eine grundlegende Veränderung in der Dynamik des Meereissystems hinweist.

Obwohl der historische Tiefstand des Meereises in diesem Jahr besorgniserregend ist, ist es wahrscheinlich, dass dies die neue Norm ist. Die Abnahme des antarktischen Meereises hat signifikante Auswirkungen auf die klimatischen Prozesse der Erde, einschließlich der Isolierung des Ozeans, der Wärmereflektion, der Unterstützung von Ökosystemen und dem Schutz der Eisschelfe.

Quellen:
– Communications Earth & Environment
– NASA/GSFC Science Visualization Studio